Was Mark und Sheryl dazu sagen

Im New York Review of Books findet sich eine Rezension einiger Bücher über den Schaden, den Facebook in unserer Gesellschaft anrichtet:

But drawing mainly on his own past experiences and examining recent news, he’s able to make a persuasive case that addiction to social media makes people selfish, disagreeable, and lonely while corroding democracy, truth, and economic equality.

Im The Atlantic schreibt Taylor Lorenz über Instagram, das ja zu Facebook gehört:

According to a recent Pew survey, 59 percent of teens have been bullied online, and according to a 2017 survey conducted by Ditch the Label, a nonprofit anti-bullying group, more than one in five 12-to-20-year-olds experience bullying specifically on Instagram.

Aber ihr wisst ja, wie es ist. Mark und Sheryl sind erschüttert über diese Berichterstattung! Erst sollen sie die Demokratie zerstört haben mit ihren News und jetzt auch noch alle wahnsinnig, ja? Inmitten ihrer zahlreichen Projekte, die Menschheit zu retten und tolle Bücher zu lesen, haben Mark und Sheryl sich diese Vorwürfe echt mal angeschaut. Es sind ja ihre Firmen, Facebook und Instagram, und herausgekommen ist: all diese Vorwürfe sind Quatsch. Mark hat gelacht und in den Ärmel seines Pullovers geschneuzt. Sheryl hat sich richtig reingelehnt in all diese negative Berichterstattung, aber es war Quatsch! Versteht ihr? Quatsch Quatsch Quatsch! Dabei hat sie mit dem Fuß gestampft, denn Mark macht das auch immer. Dann musste sie los, einen TED-Vortrag über Selbstverwirklichung halten.

Nach den ersten Wellen von Zwangseinweisungen depressiver Teenager in Krankenhäuser und Anstalten haben sie es sich nochmal angeschaut und sind nun der Meinung, so schlimm ist es gar nicht, das Meiste auf ihren sozialen Netzwerken ist doch richtig gut. Mark hat ein bisschen gestottert, dann aber doch wieder in seinen Ärmel geschneuzt. “Das hier ist die Zukunft, Leute!”, hat er geschrien, und: “Bleibt positiv!”

Ein, zwei oder auch fünfzig Teenager-Selbstmorde später haben sie es sich nochmal angeschaut und sagen jetzt, ja, sorry, manches ist doch etwas schlimm. Also je nachdem, von welchem Standpunkt aus. Aber vertraut uns bitte weiter. Sie haben jetzt alles kapiert und ihre Fehler, die sie eigentlich gar nicht gemacht haben, eingesehen. Also abgesehen davon, dass es eigentlich keine Fehler waren und so. Irgendwer kümmert sich drum und bastelt an einem neuen Algorithmus. Denn die Technologie ist schuld. Aber wir haben jetzt bessere. Wir haben jetzt liebe Technologie. Vorher hatten wir böse.

Außerdem können sie gar nicht alle negativen Beiträge runter nehmen, weil das wäre ja auch wieder Beeinträchtigung der Meinungsfreiheit. Jeder darf wen hassen, oder?

Und außerdem ist da auch viel zu viel online, self-expression und so weiter, das geht gar nicht zu filtern und zu überprüfen. Ihre lieben Mitarbeiter, die sich verdammt viel Mühe geben, dass die Welt endlich besser wird, total vernetzt und online und so, die haben ja genug damit zu tun, an jeder Stelle Daten zu sammeln, um noch bessere Werbung zu schalten. Jetzt auch noch jeden Müll prüfen? Wie soll das gehen? Sie prüfen ja schon alles auf Vermarktung hin!

Außerdem, fragt Mark, wusstet ihr, dass sich Leute mit einem Zahnstocher oder einer Gießkanne auch umbringen können? Und geht ihr deswegen den Herstellern von Zahnstochern oder Gießkannen auch auf den Sack?